Schlagwort: Email

SCHULD (…und Schuhe)

Inspiration:
Ein Facebookeintrag am 05.12.2012 zum Thema Nikolaus und geschrieben in der Nacht vom 05. auf den 06. Dezember, weil ich nicht schlafen konnte…

  „Schuld“

Gegen Mittag erreicht mich eine Rundmail mit dem Betreff „Achtung-Wichtig-Bitte teilen!!!!“ Darin wird eindringlich vor einem bösartigen alten Mann in auffällig roter Kleidung gewarnt, der versuche, unschuldigen Menschen etwas in die Schuhe zu schieben.

Du liebe Güte, diesen Dämon hatte ich ja ganz vergessen. Mit dem hab ich einschlägige Erfahrung, der ist wirklich diabolisch. Normalerweise leite ich keine Rundmails weiter, aber das hier hat höchste Priorität, sonst würde ich mich schuldig machen.

Ich erstelle eiligst eine Verteilerliste mir bekannter Schuh-Fetischisten und ergänze die Mail mit meinem eindringlichen Appell an alle Boots- und Stiefelträger, die anhängende Warnmeldung blutig ernst zu nehmen, das hier sei wahrlich kein Spaß.

Gefolgt von einer Entwarnung für Trägern von Halbschuhen. Deren geringes Aufnahmevolumen ließe allenfalls Platz für gelegentliche Schuldahnungen oder Schuldfragen. Damit gibt der Kerl sich aber nicht zufrieden, er fokussiert sich ausschließlich auf hohe Schuhe bis hin zu Kniestiefeln.

Boots etwa ermöglichen bereits in Knöchelhöhe ausgeprägte Mitschuld-Gefühle, je höher desto kollektiver. Paarweise gefüllt, entfaltet sich in ihnen das Gefühl der gemeinschaftlichen Schuld an allem. Kritisch sind auch die sogenannten Moon-Boots, ihre Füllung manifestiert sich in der Universalschuld.

Wehe jedoch allen Stiefelträgern! Knietief werdet ihr versinken in brachialer Schuld, einzig euch gelastet und in ihrer Schwere ohne Gnade vor jedem Richter!!!!

Ich drücke auf senden und fühle Befreiung. Sind doch gut, diese Rundmails.

Ich beschließe, sicherheitshalber die Nacht von heute auf morgen in meinen Stiefeln zu schlafen, trotz meiner Lederallergie. Immer wenn ich morgens in meinen Stiefeln aufwache, habe ich fürchterliche Kopfschmerzen…

[Anmerkung meines inneren Lektors:“…der letzte Kalauer ist superalt, hat soooon Bart, wie der von Nikolaus“]

[Anmerkung des Autors: „…ich find den aber trotzdem immer noch gut…“]

 

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LIPPENBEKENNTNISSE (…ängstlicher Männer)

Inspiration:

Ein Coaching und ein Herpes

„Lippenbekenntnisse“

(Auszug aus dem „Handbuch für ängstliche Männer“, Kapitel 14, Seite 243 ff:)

„… Ungeachtet der Tatsache, dass das reale Küssen einer Frau in Ihrer Angstphobie ein schier unvorstellbares Unterfangen darstellt, haben Sie dennoch die Möglichkeit, eben jenen Kuss in virtueller Form zu vollziehen. Dazu bieten sich vorrangig die Medien Email oder SMS an, das Küssen via Facebook oder Twitter hingegen birgt die tückische Gefahr der Öffentlichkeit und ist daher als eher kontraproduktiv anzusehen.

Soziologisch ist diese Kussart bekannt als s.g. „Lippenbekenntnis im abgesicherten Modus“. Diese Begrifflichkeit leitet sich aus der Tatsache ab, dass Sie hierbei keinerlei körperlichen Attacken Ihres Gegenübers zu befürchten haben, etwa ablehnende Reaktionen wie Ohrfeigen oder Tritte in die unteren Extremitäten. Allerdings sind massive Verbal-Attacken durchaus möglich, vor denen Sie sich dringend schützen sollten. Im unteren Teil dieses Abschnittes sind hierzu einige nützliche Tipps aufgeführt.

Die schriftliche Ausformulierung Ihres Kusses hängt stark von der Ausprägung Ihrer Effeminationsangst ab. Zurückhaltende Varianten sind etwa „Bussi“, „Busserl“ oder „Küsschen links und Küsschen rechts“. Diese Varianten beschreiben die Platzierung eines Kusses auf die Gesichtswangen der angeschriebenen Dame, also NICHT auf ihren Mund. Angebracht sind dererlei Ausdrucksformen vorrangig bei Münchener Schicksen, Pastorentöchtern, Teilnehmerinnen von Handarbeitskursen oder Blockflöten-Spielerinnen.

Deutlich intensiver in seiner Wirkung erweist sich der klare Ausspruch des Wortes „KUSS“ als solcher, also die völlig überraschende Beendigung der Email oder der SMS mit eben jener Formulierung, die ganz klar und offensichtlich auf die Lippen der Angebeteten zielt. Also in etwa so:

„Blablabla…,

Kuss,

Dein Horst“

Nachdem Sie Ihre Nachricht übermittelt haben, können Sie nun mit den folgenden Reaktionen rechnen:

1. Sprachlosigkeit

Diese bedeutet, dass in den nächsten Stunden oder Tagen keine Antwort erfolgt. Sollte das Schweigen länger als drei Wochen anhalten, können Sie davon ausgehen, dass Sie doch besser die Busserl-Variante hätten wählen sollen. In diesem Falle sind Sie dann wohl weit über Ihr angestrebtes Ziel hinausgeschossen und brauchen sich keinerlei weiteren Hoffnungen mehr machen. Hacken Sie es einfach ab.

2. Massive Beschimpfungen.

Diese erfolgen in aller Regel unmittelbar und ohne grössere zeitliche Verzögerung. Wie bereits schon erwähnt, gilt es sich hiervor zu schützen. Öffnen Sie daher keinesfalls derartige Mails, die Sie durch Betreffs wie „Ferkel!“, „Halloooo???!“ oder „Was fällt dir eigentlich ein…“ erkennen können. Ein sicherer Schutz bietet auch die Erweiterung Ihres Spamfilters um die Schlagsätze „Jetzt pass mal auf, du alter…“ und „Geh unter die kalte Dusche, du…“.

3. Verwunderung, Irritation, Verunsicherung.

Dann wiederum haben Sie die Möglichkeit, mit der Floskel „Oh, ich wollte dir nicht zu nahe treten“ die Situation zu entschärfen, laufen aber auch durchaus Gefahr, als ängstliches Weichei dar zustehen. Möglich ist auch, dass diese Gegenreaktion wiederum in 1. oder 2. mündet…

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