Inspiration:

Die Natur der Dinge

„Googeln! (…hilft immer)“

Das Geheimnis eines heutigen Geschichtenerzählers ist mitunter das wahre Leben. Oder aber Google!

Es gibt einfach diese Zeiten des Stillstandes, in denen ich als Autor ängstlich vor einem leeren Blatt Papier sitze, einfach nicht weiß, was ich der Welt mitzuteilen habe.

Immer dann öffne ich den „Google-Translater“, dieses digitale Wunderwerk. Ich kopiere eine willkürlich ausgewählte Textpassage in das Tool, um sie anschließend nacheinander in beliebige Sprachen übersetzen zu lassen, also etwa zunächst von Deutsch nach Vietnamesisch, dann nach Finnisch, Lettisch usw. Nach ca. zehn bis fünfzehn Übersetzungen lässt man den Text schließlich wieder ins Deutsche münden und man erhält ein derart kreatives Wortgefüge, dass die Inspirationen für eine weitere Geschichte oder ein Gedicht nur so fließen.

Vermutlich hat auch so Edmund Stoiber seine legendären Reden kreiert.

Na, jetzt ist mein Geheimnis gelüftet. Aber manchmal ist es doch das wahre Leben, wie gestern an einem herrlich in blau gehimmelten Samstages, an dem ich mich nicht dazu überwinden konnte, mich der Herbstluft hinzugeben. Nicht so wie die unzähligen Hundebesitzer, deren unangeleinte Begleiter (ihrer Natur entsprechend) es lieben, streunende Katzen auf Bäume zu verjagen.

Ich finde diese Gesetzmäßigkeiten der Natur einfach geradlinig, so gehört sich das. Was aber wird in jedem zweiten Facebook-Posting gezeigt? Kätzchen, die mit treu doofen Hunden kuscheln.

Die Realität ist eine andere! Und die holt uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen.

Mein Handy weckt mich:

„Weißt du, ob es etwas kostet, wenn man die Feuerwehr alarmiert, mein Hund hat gerade eine Katze auf einen Baum gejagt, und jetzt hängt das arme Tier in mindestens acht Metern Höhe auf einem Baum, kommt nicht mehr runter. Hast du sowas wie eine lange Stange oder eine Leiter im Keller? Ach, das tut mir so leid…“

Ein Hilferuf, ich versuche, diese fatale Situation zu beruhigen.

„Mach dir keine Sorgen, morgen ist die Katze festgefroren, und dann pflücken wir das Tierchen vom Ast.“

„Das ist nicht witzig! Tu was!!!“

Die Verantwortung liegt jetzt bei mir, ich handele. So wie Harvey Keitel als „The Wulf“ in Pulp Fiction.

„Kein Problem, ich kümmere mich drum…“

Drei Stunden später schreibe ich via Smartphone die folgende Email:

„Also ich habe den gesamten Kellerbestand nach ausziehbaren 8 Meter langen Stangen mit einem Körbchen an der Spitze durchsucht und bin leider nicht fündig geworden. Die Klappleiter befördert mich allenfalls in schwindelerregende 2,5 Meter, ich hab’s ausgemessen. Bringt also auch nichts.

Mein Anruf unter falschem Namen bei der Feuerwehr war auch nicht so erbaulich, zumal ich vergessen habe, meine Rufnummer zu unterdrücken und die jetzt mühelos recherchieren können, dass Günther Wallraff nicht in Bad Honnef wohnt, statt dessen aber ein gewisser „Herr Norbert Grün“ mit einer Verwarn-Gebühr zu rechnen hat.

Der Tierschutzverband des Landes Nordrhein-Westfalen war auch nach zähen Verhandlungen nicht bereit, mir helfend unter die Arme zu greifen.

Hab die Wortfolge „Feuerwehr Katze Kosten“ gegoogelt und bin fündig geworden.

(Anmerkung des Autors: Tausende von Einträgen zu diesem Thema, das ist kein Witz. Google ist einfach großartig! Ich finde tatsächlich den folgenden Text)

„Im groben zusammengefasst, sind sich Tierschützer und Feuerwehr einig, dass viele Katzen von alleine wieder herunter kommen. Auch ein Sprung vom Baum stellt für die Vierbeiner oftmals kein Problem dar. Hinzu kommt die Kostenfrage, denn da bei Katzen im Baum keine akute Lebensgefahr besteht, sind diese Rettungsaktionen auch kostenpflichtig. Da eine Rettung mit der Drehleiter nicht immer möglich ist, müssten als Alternative Feuerwehrleute mit tragbaren Leitern oder Höhenretter an der Einsatzstelle tätig werden. Dies kann aber bei verängstigten Katzen nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Retter sehr gefährlich werden. Dieses Risiko muss man auch nicht eingehen, denn laut Tierschutzverband ist die erfolgversprechendste Methode, einfach etwas Futter unter den Baum zu stellen und ein paar Tage zu warten. Die Katzen kommen dann oftmals von selbst herunter, wenn sie hungrig werden.“

Also bin ich zum Aldi, Katzenfutter kaufen, sicherheitshalber 60 Dosen, die ich geöffnet unter alle Bäume in der ganzen Gegend gestellt habe, da ich die Katze in all dem Gestrüpp nicht finden konnte und ich mir dennoch von dir nicht den Vorwurf machen lassen möchte, nicht wirklich alles getan zu haben.

Du kannst dir nicht vorstellen, was hier oben los ist, so viele Katzen auf einen Haufen hab ich noch nie gesehen und jetzt hänge ich in mindestens 8 Metern Höhe auf einem dieser Bäume, ich bin gegen die Viecher allergisch.

Kannst du bitte die Feuerwehr für mich anrufen, wenn die meine Nummer auf dem Display sehen, glauben die mir eh nicht!

Bitte hilf mir, ich weiß nicht, wie lange der Ast noch hält. Und lass bloß deinen Hund Zuhause!!!!!“

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